Das Fatberg-Problem
Ein Blogbeitrag von bideo.one
Feuchttücher sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Sie versprechen Sauberkeit und Bequemlichkeit, doch ihre unsachgemäße Entsorgung hat weitreichende, kostspielige und umweltschädliche Folgen, die weit über das heimische Badezimmer hinausreichen.
Das Tückische an der Textur
Der Kern des Problems liegt in der Materialbeschaffenheit der meisten Feuchttücher.
Im Gegensatz zu herkömmlichem Toilettenpapier, das aus schnell löslichen Zellulosefasern besteht, werden Feuchttücher oft aus reißfesten Vliesstoffen gefertigt, die Polymere oder Kunststofffasern enthalten. Diese Materialien sind so konzipiert, dass sie beim Gebrauch nicht zerreißen. Sie lösen sich daher auch in Wasser nicht auf, selbst wenn sie als „spülbar“ beworben werden.
Genau diese Reißfestigkeit ist der Fluch für unsere Abwassersysteme!
Verstopfungs-Chaos: Von Fatbergs bis zum Themse-Müll
Was passiert, wenn diese Tücher in die Toilette gelangen, anstatt im Mülleimer?
- Verklumpung in den Hausleitungen: Die Tücher bleiben an Rohrwänden und Engstellen hängen. Sie bilden harte Klumpen, die Abflüsse blockieren und teure Sanitär-Einsätze verursachen.
- Die Entstehung der „Fatbergs“: In der öffentlichen Kanalisation verbinden sich die widerstandsfähigen Tücher mit Speisefetten, Ölen, Haaren und anderen Abfällen zu riesigen, steinartigen Massen, den sogenannten „Fatbergs“ (Fettbergen). Diese können ganze Kanalisationsstrecken verstopfen und Abwasserüberläufe verursachen. Der berühmteste Fall war ein über 130 Tonnen schwerer Fatberg, der 2017 das Londoner Abwassersystem lahmlegte – ein deutliches Zeichen für das Ausmaß des Problems.
- Die Vermüllung unserer Gewässer: Wenn Abwassersysteme überlastet sind oder die Tücher nicht vollständig herausgefiltert werden, gelangen sie in Flüsse und Meere. In London sind die Auswirkungen besonders drastisch: Experten berichten, dass sich an den Ufern der Themse sogenannte „Wet-Wipe Reefs“ (Feuchttücher-Riffe) bilden – massive, betonartige Ansammlungen von Feuchttüchern, die ganze Uferabschnitte bedecken und das Ökosystem stark belasten.
Die ökologische und wirtschaftliche Belastung
Die unsachgemäße Entsorgung hat weitreichende Konsequenzen:
- Hohe Kosten: Die Beseitigung von Verstopfungen, die Reparatur beschädigter Pumpen in Klärwerken und die Entfernung der Fatbergs verursachen jährlich Millionenbeträge für Kommunen und Wasserversorger, die letztlich auf die Bürger umgelegt werden.
- Mikroplastik-Freisetzung: Da viele Tücher Kunststoffe enthalten, zerfallen sie in der Umwelt in Mikroplastik, das in Böden, Gewässer und schließlich in die Nahrungskette gelangt.
- Schädigung der Natur: Die chemischen Inhaltsstoffe (Konservierungsmittel, Duftstoffe) können Wasserorganismen schädigen, und die Tücher selbst sind eine massive Form der Vermüllung in unseren Flüssen und Meeren.
✅ Was Sie tun können: Die einfache Lösung
Die Verantwortung beginnt im eigenen Bad. Die Lösung ist einfach und sofort umsetzbar:
1. Feuchttücher (wirklich!) in den Müll entsorgen:
Unabhängig von Werbeversprechen gehören Feuchttücher (Baby-Tücher, Kosmetik-Tücher, Reinigungs-Tücher) immer in den Restmüll. Sie sind ein Hygieneartikel und müssen außerhalb des Abwassersystems entsorgt werden.
2. Auf das „Drei P“-Prinzip achten:
Nur Pee, Poop und Paper (Toilettenpapier) gehören in die Toilette. Alles andere hat im Abfluss nichts zu suchen.
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❓ 5 Fragen und Antworten rund um das Thema Feuchttücher
1. Warum steht auf manchen Packungen „spülbar“?
Hersteller testen oft nur die Auflösung unter idealen Bedingungen. In realen Abwassersystemen, wo Tücher auf Fett und andere Abfälle treffen, lösen sie sich nicht ausreichend auf und führen trotzdem zu Verstopfungen.
2. Gehören Küchenpapier oder Taschentücher ins Klo?
Nein. Auch sie bestehen aus reißfesteren Fasern als Toilettenpapier. Sie sollten in den Restmüll, um das Risiko von Verstopfungen zu minimieren.
3. Sind Baby-Feuchttücher biologisch abbaubar?
Auch wenn sie biologisch abbaubare Materialien enthalten, zerfallen sie nicht schnell genug im Abwasser. Sie müssen trotzdem über den Restmüll entsorgt werden, da sie sonst in der Kanalisation Probleme verursachen.
4. Was sind die „Wet-Wipe Reefs“ in der Themse?
Das sind massive, harte Ansammlungen von Feuchttüchern, die sich an den Ufern und im Flussbett festsetzen. Sie sind ein sichtbares Zeichen der Vermüllung und verändern die natürliche Geologie des Flusses.
5. Was sind die besten Alternativen zu Feuchttüchern?
Für die Toilettenhygiene kann ein Bidet oder eine Dusch-WC-Funktion genutzt werden. Im Haushalt und für Babys eignen sich waschbare Stofftücher, die Ressourcen sparen und keinen Müll erzeugen.